Neuer Dialer: Erst kostenlose 0800-Einwahl, dann Rechnung aus Dänemark

Erst die „kostenlose“ Einwahl, dann eine hohe Rechnung aus Dänemark – mit diesem Problem sehen sich seit einigen Wochen etliche Surfer konfrontiert. Dialerhilfe.de und Dialerschutz.de sind dem Fall nachgegangen – und auf ein höchst „ungewöhnliches“ Geschäftsmodell gestoßen.

Mehrere User berichteten uns vor einigen Tagen von einem neuen Dialer, den wir zusammen mit den Kollegen von Computerbetrug.de seitdem prüfen. Das Außergewöhnliche an dem Dialer: er wählt sich über eine 0800-Nummer ein. Ungewöhnlich ist das vor allem deshalb, weil die 0800-Nummern grundsätzlich für den Anrufer kostenlos sind. Für einen Dialeranbieter ist es auf den ersten Blick wohl kaum erstrebenswert, dass er alle Verbindungskosten trägt.

Die genauere Betrachtung des Dialers ergab, dass wirklich die kostenlose Nummer 08001011789 zur Einwahl genutzt wird:

Damit in Verbindung steht allerdings der Hinweis, dass für einen Monatszugang € 83,70 fällig würden: „Benutzern unserer Software wird EUR 0,058 pro minut, mindestens 24 stunden (Euro 83,70) für die Benutzung unseres Service berechnet“, heißt es wörtlich auf dem Dialer. Tatsächlich berichteten uns Betroffene, dass sie wenig später – im Schnitt etwa zehn Tage nach der Einwahl – unerwartete Post aus Dänemark bekamen: eine schriftliche Rechnung, unabhängig von der Telefonrechnung, in der von ihnen der genannte Betrag von € 83,70 für „InternetBezahldienste“ gefordert wurde. Um was für Dienste oder Leistungen es sich dabei genau handeln soll, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Absender der Rechnung ist eine Firma namens „STT Telekom“. Als Kontaktadresse wird ein Kundendienst in Deutschland genannt, der über eine 09001-Nummer erreichbar sei.

Wie funktioniert das Abrechnungsprinzip?

Die gewonnenen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass nur solche Internetsurfer unmittelbar eine Rechnung erhalten, deren Telefonanschluss eine Rufnummernübertragung zulässt. Auf diese Weise könnte tatsächlich unter bestimmten Umständen die Adresse des Anschlußinhabers herausgefunden werden. Zumindest ein Fall wurde bekannt, bei dem ein Betroffener vor dem Rechnungsversand einen Anruf der Firma erhielt. Ihm wurde – so seine Schilderung – erklärt, es sei versehentlich ein zu hoher Betrag für Telefonverbindungen berechnet worden. Er habe daraufhin seine Anschrift genannt – und so überhaupt erst eine Rechnung aus Dänemark erhalten. Über den genauen Weg, wie die dänische Firma STT an die Adressen der Betroffenen kommt, kann derzeit nur spekuliert werden.

Wie die Kollegen von antispam.de bestätigen, wird der 0800-Dialer offenbar seit einigen Tagen per unerwünscht versendeten E-Mails (Spam) beworben. Wenn man sich die Installationsskripte näher anschaut, so stellt sich heraus, dass eine Sicherheitslücke des Internet Explorer verwendet wird um den Dialer auf dem System zu installieren. Für diese Lücke stellt Microsoft erst seit kurzem einen Patch bereit. Der Dialer namens „connect.exe“ erscheint auf dem Desktop des Betroffenen als „Live Player“ und hat die Form eines farbigen Kleeblatts:

Insgesamt drängt sich für uns der Eindruck auf, dass hier eine Methode gesucht wurde, die immer häufiger aktivierten Mehrwertnummer-Sperren auszuhebeln. Denn in der Regel lässt kein Verbraucher – an sich kostenlose – 0800-Nummern für seinen Anschluss sperren. Nach unserer Meinung ist dieses Geschäftsmodell zwar möglicherweise nicht illegal, sicher aber zumindesten fragwürdig. 0800-Nummern sind nicht für Abrechnungszwecke gedacht und sollten hierfür auch nicht verwendet werden. Damit wächst nur die Unsicherheit beim Verbraucher in Bezug auf die neuen Medien. Ob die über den „Monatszugang“ eventuell angebotenen Inhalte den geforderten Preis wert sind, muß letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.

Sofern der 0800-Dialer tatsächlich per Spam-Mail verbreitet wird und sich sogar unter Ausnutzung einer Sicherheitslücke selbstständig einwählen sollte, kann zumindest in diesem Punkt von einer nicht gesetzeskonformen Vorgehensweise gesprochen werden. In diesem Fall sollten Betroffene alle vorliegenden Beweise sichern und die zuständigen Ermittlungsbehörden einschalten.