Jetzt kommen die Auslands-Dialer
Unseriöse Geschäftemacher haben eine neue Masche entdeckt, Internetsurfer abzuzocken: Dialer, die Auslandsnummern wählen. Regulierungsbehörde und Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigten auf Anfrage von Dialerschutz.de die Existenz derartiger Dialer, sprechen aber bisher von Einzelfällen. Nachdem die üblichen teuren Nummern 0190 oder 0900 nicht im Spiel sind, dürften es Geschädigte zunächst schwer haben, sich zu wehren.
Mit dem Mehrwertdienste-Gesetz vom August 2003 wollte die Bundesregierung eigentlich den Missbrauch von Dialern und teuren Nummern einschränken. Womit die Politik offenbar nicht rechnete, war die Findigkeit unseriöser Geschäftemacher. Die nämlich lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen, arglose Surfer um ihr Geld zu bringen. Die so genannten Satelliten-Dialer, die im Herbst für Aufsehen sorgten, waren offenbar nur die Vorboten. Seit einigen Wochen melden sich bei Dialerschutz.de vermehrt Betroffene, die auf ihren Telefonrechnungen unerklärliche Auslandseinwahlen vorfanden. Und immer deutlicher wird klar: Hinter den teuren Einwahlen stecken Dialer, die gesetzliche Vorgaben und Nummernsperren schlichtweg umgehen indem sie sich in ausländische Telefonnetze einwählen.
Bevorzugte Ziele der Dialer-Einwahlen sind vor allem Inselstaaten, deren Nummern schon in der Vergangenheit für Missbrauch herhalten mussten. So etwa die Insel Nauru (Vorwahl 00674) im Pazifischen Ozean, die durch teure Lockanrufe am Handy zu trauriger Berühmtheit kam. Als zweites Ziel fiel in den vergangenen Wochen die Insel Diego Garcia mit der Vorwahl 00246 auf. „Der Schaden für den Kunden ist beträchtlich, da eine Minute Auslandsgespräch durchaus mit 1,99 EUR brutto in die Länderzone berechnet wird“, berichtet Frank Felzmann vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Zwei konkrete Beschwerdefälle mit Einwahlen nach Diego Garcia hat das BSI untersucht: „Die beiden Kunden befanden sich zum Zeitpunkt der Auslandsanwahl jeweils im Internet, die Auslandsverbindung wurde über die zweite ISDN-Leitung parallel zur Internet-Einwahl aufgebaut“, so Felzmann. „Nach ca. 31,5 Minuten wurden die Anwahlen von der B-Rufnummer beendet und anschließend von der A-Rufnummer sofort wieder neu aufgebaut.“ Der Schluss des Experten: „Das Telefonverhalten weist Ähnlichkeiten zu Dialer-Einwahlen auf, die auch parallel zur Internet-Session über eine zweite Leitung erfolgen können.“ Freilich steht auch das BSI erst am Anfang der Untersuchungen: „Nach Recherchen einiger meiner Kollegen sind wir uns jetzt ziemlich sicher, dass die Anwahlen durch das Herunterladen eines Plug-Ins aus dem Internet verursacht werden“, sagt Felzmann. Mehr Informationen lägen aber noch nicht vor.
Mehrwertdienste-Gesetz greift nicht
Von einem Massenphänomen mag auch die Regulierungsbehörde (Reg TP) nicht sprechen: „Uns liegen nur Einzelfälle vor“, sagt Sprecher Rudolf Boll. Ohnehin dürften die Befugnisse der Regulierer in diesem Fall nur beschränkt sein. Das Mehrwertdienste-Gesetz, das dem Missbrauch von Dialern eigentlich Einhalt gebieten solle, greift offensichtlich nicht: „Das MWDG gilt nur auf deutschem Boden. Die Rufnummer wird aber nicht im Deutschland terminiert“, so Boll. „Hier ist die Rufnummer entscheidend, die nicht deutschem Recht unterfällt. Nach Informationen der Reg TP fallen auch nur die reinen Auslandstarife an ohne einen Zuschlag für den Dialer.“ Erkenntnisse, dass deutsche Anbieter hinter den neuen Auslands-Dialern stecken oder daran mitverdienen, liegen der Regulierungsbehörde nach eigenen Angaben derzeit nicht vor. Ebenso rätseln die Behörden noch, wie bei den neuen Wählprogrammen die Abrechnung funktioniert, sprich: Wer etwas davon hat, dass sich User über die teuren Auslandsnummern – wissentlich oder unwissentlich – einwählen: „Wir wissen nicht, wer profitiert“, räumt Boll ein. „Keine gesicherten Erkenntnisse“, muss auch das BSI vermelden. „Es ist aber zu vermuten, dass eine Aufteilung zwischen lokalem Netzbetreiber und Anbieter erfolgt“, sagt Felzmann.
Schutz durch Sperrung der Auslandsnummern
Kommt es tatsächlich zur Einwahl, ist Ärger vorprogrammiert. Betroffene, die bei ihren Telefongesellschaften die Bezahlung mit Hinweis auf einen mutmaßlichen Dialermissbrauch verweigern, dürften angesichts der bislang unbekannten Masche auf taube Ohren stoßen. Die wichtigste Frage ist also, wie sich User vor den neuen Auslands-Dialern schützen können. Die Sperrung der „normalen“ Mehrwertnummern wie 0190, 0900, 09009 oder 0137 greift bei Auslandseinwahlen nicht. Rudolf Boll von der Regulierungsbehörde rät daher, die Nummernsperre bei Bedarf auszuweiten: „Es können allgemein alle Auslandsrufnummern gesperrt werden oder aber auch für bestimmte Länder.“ Die Sperre könne zum Teil an der TK-Anlage vorgenommen werden oder vom jeweiligen Netzbetreiber, in vielen Fällen die Telekom. „Dazu sollte man mit dem Netzbetreiber Kontakt aufnehmen.“ Ergänzend raten wir von Dialerschutz.de entweder zu einer Hardware-Lösung, zumindest aber zu einem Schutzprogramm, das vor unerwünschten Einwahlen warnen kann. Entsprechende (kostenlose) Tools finden Sie auf unserer Downloads-Seite.
Wer durch einen der neuen Auslands-Dialer geschädigt ist, sollte in einem ersten Schritt eine Beweissicherung an seinem PC vornehmen, um die unerwünschte und ungewollte Einwahl nachweisen zu können. Im Kapitel „Finden & Löschen“ zeigt Dialerschutz.de, wie auch Laien eine solche Sicherung vornehmen können. Betroffene sollten Missbrauchsfälle zudem grundsätzlich an das BSI und die Regulierungsbehörde melden.