Dialer-Betrug: Hintermänner von Liquid Inc. gefasst
Nächster großer Schlag gegen den Missbrauch von Dialern und Mehrwertdiensten: Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Ermittlungen haben Polizei und Staatsanwaltschaft die mutmaßlichen Verantwortlichen der Abzocke mit Dialern der Firmen Central24 Communications und Liquid Inc. gefasst. Gegen einen 25-Jährigen aus Paderborn wurde nach Medienberichten Haftbefehl erlassen. Auch ein mutmaßlicher Komplize (29) in Lettland sei gefasst. Der von den Männern angerichtete Schaden wird auf über 20 Millionen Euro geschätzt.
Seit gut drei Jahren sind Namen wie Central 24 und Liquid Inc. eine feste Größe, wenn es um Beschwerden über unseriöse Dialer geht. Immer wieder kam der Verdacht auf, dass die „Teen XXX“-Dialer der angeblich in USA und Panama ansässigen Firmen sich automatisch über teure 0190 Nummern einwählten – und anschließend vom PC löschten. Und schon sehr früh kam auch der Verdacht auf, dass die Hintermänner dieser Firmen in Deutschland sitzen, dass der als Verantwortliche genannte „Mike Moore“ eine reine Erfindung ist. Doch die Ermittlungen waren schwierig. Schon im November 2003 durchsuchten Fahnder in Heppenheim und Meerbusch die Sitze von Unternehmen, die 0190-Nummern an die Liquid Inc. und deren Hintermänner weitervermietet hatten. Dann übernahm die Staatsanwaltschaft Osnabrück das Ermittlungsverfahren – und schlug jetzt nochmals zu. Der Verdacht, dass es sich in Panama und in den USA um reine Briefkastenfirmen handelte, hatte sich bestätigt. Deren „Präsidenten“ sind den Ermittlungen zufolge die beiden in Paderborn und Lettland festgenommenen Männer. Gegen vier weitere Verdächtige wird ebenfalls ermittelt.
Der von den Tätern angerichtete Schaden wird Medienberichten zufolge auf über 20 Millionen Euro geschätzt. „Allein eine deutsche Telefongesellschaft hat innerhalb von 15 Monaten 5,6 Millionen Euro an diese Firmen gezahlt“, zitiert das Westfalen-Blatt den Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft Dr. Alexander Retemeyer. Bei einem der Tatverdächtigen sei neben anderen Vermögenswerten auch ein Porsche sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, noch mehrere Millionen Euro auf den Konten der Männer sicherstellen zu können. „Doch es wird schwierig werden, das Geld den Geschädigten zukommen zu lassen“, wird Retemeyer weiter zitiert. Denn die müssten nachweisen, Opfer genau dieses illegalen Einwählprogramms geworden zu sein.
Der Schaden bei einzelnen betroffenen Surfern summierte sich in Einzelfällen auf bis zu 3000 Euro – Geld das von den Nummernbetreibern oft bis zur letzten Konsequenz eingezogen wurde. Teilweise landeten abgezockte Nutzer sogar vor Gericht, weil sie sich weigerten, die ihrer Meinung nach illegal entstandenen Dialer-Gebühren zu bezahlen. Längst nicht alle Richter entschieden dabei so wie das Amtsgericht in Trier. Das wies eine Klage der Telekom gegen eine Betroffene ab. Sie musste 371 Euro Einwahl-Gebühren über einen Liquid Inc-Dialer nicht bezahlen. Begründung: Bei einer heimlichen Dialer-Installation trage das Telefonunternehmen das Kostenrisiko und nicht der Kunde.