0900-Dienst zockt mit der Angst vor Vogelgrippe ab – Update
Die Vogelgrippe in Deutschland beunruhigt die Menschen. Kein Grund für dubiose Abzocker, aus der Angst nicht auch noch Kapital zu schlagen: Das Landeskriminalamt Niedersachsen warnt heute vor einem Dienst, der eine vermeintliche Notrufnummer in Sachen Vogelgrippe eingerichtet habe – über eine teure 0900-Nummer.
Die Ermittler machen keinen Hehl daraus, was sie von der Masche halten: „Offensichtlich meinen noch unbekannte Anbieter, mit der Angst von Bürgern im Zusammenhang mit der Vogelgrippe Geschäfte machen zu können“, sagte Detlef Ehrike von der Pressestelle des Landeskriminalamts. Und weiter: „Um die bekannte Notrufnummer 112 zu entlasten und damit für echte Notrufe freizuhalten“, sei, so die Täter, eine bundesweite „Vogelgrippe Notrufline“ eingerichtet worden. Als beworbene Nummer nannte das LKA die 09005/99-99-434. Die Kosten für die Verbindung würden dabei erst beim Anruf deutlich. Dort erklärt eine Bandansage: „Dieser Service wird nach dem Signalton mit 1,99 € pro Minute für Verbindungen aus dem Festnetz der Deutschen Telekom berechnet.“ Dem Landeskriminalamt zufolge wurden im Zusammenhang mit diesem „Angebot“ inzwischen polizeiliche Ermittlungen eingeleitet.
Dialerschutz.de hat sich das dubiose Angebot einmal näher angesehen. Genauer: Wir wollten es uns ansehen. Auf der vom LKA genannten Webseite, auf der die Nummer offenbar beworben wurde, waren am Abend keine Inhalte (mehr) hinterlegt. Die 09005-Nummer war zur gleichen Zeit zwar geschaltet und es wurden auch die Verbindungskosten von 1,99 Euro pro Minute angesagt; weitere Informationen oder Inhalte gab es dort allerdings nicht.
Ob die Täter angesichts der Ermittlungen einen Rückzieher machten, oder nun auf andere Weise ihr Glück versuchen, ist unbekannt. Klar ist nur eins: Das Geschäft mit der Angst läuft wohl auch weiterhin. Auf den verschiedensten Seiten im Internet wird mittlerweile mit dem Stichwort Vogelgrippe geworben – für die unterschiedlichsten Produkte. Vom Vogelgrippe-Shirt über Schnelltests und Medikamente bis hin zu Büchern und Schutzanzügen ist alles zu haben, was „mit Hilfe“ einer gefährlichen Seuche vermarktet werden kann. Ob man dieses Geschäft durch Käufe wirklich fördern sollte, muss letztlich jeder selber mit sich ausmachen.
Wer sich wegen der Vogelgrippe Sorgen macht, kann sich beim Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Ortstarif unter Telefonnummer 018 88 / 529-4601 bis –4607 informieren.
Update 26. Februar 2006: Nummer abgeschaltet Die Bundesnetzagentur hat sehr schnell auf die Abzocke mit der vermeintlichen „Vogelgrippe-Hotline“ reagiert. Die Nummer wurde von der Behörde abgeschaltet. Außerdem wurden Inkasso und Rechnungslegung rückwirkend ab 17. Februar verboten. Damit entsteht Verbrauchern, die auf die Masche hereingefallen sind, kein finanzieller Schaden. Sollten sie Kosten für Anwahlen über diese Nummer auf ihrer Telefonrechnung finden, können sie die Bezahlung mit Verweis auf die Entscheidung der Bundesnetzagentur verweigern.