Viren-Experte: 0900-Dialer spielen fast keine Rolle mehr

Vor drei, vier Jahren waren sie eine der größten Bedrohungen für Internetsurfer überhaupt: 0190- oder 0900-Dialer. Heute spielen Dialer kaum noch eine Rolle. Experten sehen stattdessen ganz andere Bedrohungen für Internetnutzer. Das bestätigt auch Magnus Kalkuhl, Viren-Analytiker von Kaspersky Lab, auf Anfrage von Computerbetrug.de.

Einmal im Monat veröffentlicht Kaspersky Lab, einer der bekanntesten Hersteller von Virenschutz-Programmen, eine Top 20 der schädlichen Programme im Internet. Erstplatzierter des Monats Dezember etwa war ein „Uralt-Wurm“, nämlich NetSky.q. „Der Wert von 20 Prozent entspricht quasi einer Epidemie und wieder einmal kann man nur staunen, wie ein Wurm, der beinahe vier Jahre alt und allen Antivirus-Herstellern bekannt ist, bis heute überleben und sich munter weiter verbreiten kann“, so die Experten.

Das eigentlich Interessante an der Dezemberstatistik stellten die Plätze zwei, vier und sieben dar, die von Vertreter ein- und derselben Familie besetzt werden: „Trojan-Downloader.Win32.Diehard“ heißt sie. Die Trojaner, die mit Hilfe von „Diehard “ auf ungeschützten Computern installiert werden, verwandeln eben diese Rechner in Spam-Schleudern. Konkret: Wenn Sie einen derart infizierten Computer haben, verschicken Sie – ungewollt und möglicherweise unbemerkt – unerwünschte Werbebotschaften an Opfer in der ganzen Welt.

Unter den Top-Ten der Internetschädlinge sind immer häufiger Trojaner und Phishing-Attacken, berichtet Kaspersky weiter: „Klassische E-Mail-Würmer kehren zurück und verschwinden wieder – und stellen so die Kulisse für den eigentlichen Kampf, der zwar nicht mehr die Ausmaße annimmt wie zu Zeiten der großen Virenepidemien vergangener Jahre, der aber dennoch nicht weniger gefährlich ist.“

Zumindest eine Gefahr scheint dabei aber geringer zu werden – die der Dialer. Noch vor wenigen Jahren richteten ungewollte Einwahlen über teure Nummern wie 0900 oder 0190 jedes Jahr immense Schäden an. Mit den neuen gesetzlichen Regelungen scheinen auch die Programmierer von Schadsoftware die Lust an Dialern verloren zu haben: „Insgesamt haben wir im Dezember 2007 nur 46 neue Dialer gefunden. Dem gegenüber stehen über 10.000 Trojaner anderer Kategorien“, berichtet Magnus Kalkuhl, Viren-Analytiker von Kaspersky gegenüber Computerbetrug.de. „Ingesamt lässt sich sagen, dass die Dialer in Zeiten von DSL immer mehr an Bedeutung verlieren.“

Wenn Dialer verbreitet würden, dann ähnlich wie bei anderen Trojanern per Mail, vor allem aber über Websites, wo sie als nützliche Tools oder Einwahlhilfen angepriesen würden, so Kalkuhl weiter. Welche Nummern dann angewählt werden, würde – zumindest bei Kaspersky – nicht geprüft: „Das wäre in den meisten Fällen ein zu grosser Aufwand, da viele Dialer ihre Nummern nicht mit sich führen, sondern erst nach der Aktivierung von einem Server herunterladen.“