Interactive Win-Abzocke: Razzia und Festnahme
Gut zwei Wochen nach der groß angelegten Abzocke mit Mahnungen einer Interactive Win Limited haben Polizei und Staatsanwaltschaft mehrere Wohnungen von Tatverdächtigen durchsucht. Ein 23-Jähriger wurde vorläufig festgenommen.
Über 10.000 Menschen hatten in den vergangenen Wochen Mahnungen der Münchner Allinkasso GmbH erhalten. Begründung: Sie würden einer Firma namens Interactive Win Limited rund 132 Euro schulden.
Die Betroffenen waren sich allerdings keiner Schuld bewusst, nicht wenige erstatteten sofort Anzeige bei der Polizei. Die reagierte prompt. Zunächst standen Fahnder bei der Allinkasso in München vor der Tür. Geschäftsführerin Michaela Hilg erklärte freilich, sie habe den Inkasso-Auftrag von einem Mann aus Bad Homburg bekommen – und sitze nun selbst auf den Kosten für Porto und Kuverts.
So wurde das Ermittlungsverfahren nach Hessen abgegeben. Und auch dort reagierten die Beamten schnell. Am vergangenen Freitag durchsuchten Kripofahnder insgesamt vier Wohnungen von Verdächtigen. „Im Rahmen der Durchsuchungen konnte umfangreiches Beweismaterial aufgefunden und für das Verfahren sichergestellt werden“, so die Polizei Bad Homburg heute in einer Mitteilung. Der tatverdächtige Geschäftsführer, ein 23-jähriger Italiener aus Bad Homburg, wurde vorläufig festgenommen. Nach einer Beschuldigtenvernehmung, in der er Angaben zu den Straftaten machte, wurde er in Absprache mit der Staatsanwaltschaft wieder entlassen. „Er hatte die Hintermänner des Betrugsverfahrens genannt und daher lagen keine Haftgründe mehr gegen ihn vor“, so die Fahnder in einer Pressemitteilung wörtlich. Weitere Angaben zu diesen „Hintermännern“ machten die Ermittler heute nicht.
Die Kriminalpolizei Bad Homburg, die zunächst die Ermittlungen führte, leitet die Ermittlungsakten nun der Staatsanwaltschaft Frankfurt zu. Diese werde in den nächsten Tagen entscheiden, welche Polizeidienststelle für die weitere Bearbeitung des Strafverfahrens zuständig sein wird, da es eine Vielzahl von verschiedenen Tatorten in Deutschland gibt.
Wer bereits an die Allinkasso gezahlt hat, sollte das Geld zurückfordern und eine Strafanzeige bei seiner örtlich zuständigen Polizeidienststelle erstatten, so die hessischen Fahnder. Ähnlivh hatte sich bereits die Verbraucherzentrale Bayern geäußert.
Viele Menschen dürfte das allerdings nicht betreffen: Nach Informationen von Computerbetrug.de haben von den über 10.000 Mahnungsempfängern keine hundert tatsächlich bezahlt.