Inkasso: Die dreisten Drohungen der United Payment Limited
Die United Payball Limited ist Verbraucherschützern seit langen durch Abo-Fallen im Internet bekannt. Die Drohbriefe, die das Unternehmen Opfern seit kurzem schreibt, haben allerdings eine neue Qualität.
Die United Payball Limited aus Potsdam geht schon seit langem mit einer ganz speziellen Masche auf Opferjagd im Internet. Unter Namen wie pyjamagirls.de, unsere-nackte-pyjama-party.net, mein-erstes-mal.net oder auch vivis-homepage.de präsentiert die Firma Filmchen mit leicht bekleideten Frauen im Netz. Damit die gezeigten Frauen sich weiter ausziehen, solle man die Seite weiterempfehlen und so Punkte sammeln. Ab einem bestimmten Punktzahl muss man allerdings seine Daten angeben, um „weiterzukommen“.
Dass man sich dabei für einen angeblich kostenpflichtigen Dienst anmeldet, bemerken die Wenigsten.
Opfer der Masche sind vor allem Kinder und Jugendliche, die auf Linkempfehlungen in Mails und sozialen Netzwerken hereinfallen, ihre Daten auf den Seiten eintragen – und plötzlich mit Geldforderungen der United Payball Limited konfrontiert werden.
Gerade Minderjährige müssten sich dabei eigentlich keine Sorgen machen. Sie sind beschränkt geschäftsfähig. Stimmen ihre Eltern einem Vertragsschluss nicht zu, sind die Forderungen der Firma hinfällig und müssen nicht bezahlt werden.
Aber wer gesteht schon gerne seinen Eltern, auf einer mehr oder weniger schlüpfrigen Webseite gewesen zu sein?
Das weiß auch die United Payball Limited. Deshalb, und weil ihre Forderungen vor Gericht praktisch nicht durchsetzbar sind, betreibt die Firma ein skrupelloses außergerichtliches Inkasso, um ihre Opfer zur Zahlung zu bewegen.
Besonders drastisch formuliert sind die Drohbriefe, die in den vergangenen Tagen an Betroffene verschickt wurden. „Übergabeprotokoll an die Strafverfolgungsbehörde August 2010“ waren sie überschrieben:
„Sehr geehrter Kunde,
da bis heute immer noch KEIN Zahlungseingang von Ihnen erfolgt ist, möchten wir Sie nochmals ausdrücklich daran erinnern, Ihren Zahlungsrückstand auszugleichen.
Allein somit können Sie sämtlichen gerichtlichen Konsequenzen und Bonitätsverschlechterungen aus dem Weg gehen!
Die Strafanzeige wird am 08.09.2010 von uns in Auftrag gegeben.
(…)
Die Strafanzeige und die Möglichkeit zur Stellungnahme wird Ihnen in den nächsten
Tagen schriftlich zugestellt.
Wir möchten Ihnen zusätzlich vorab mitteilen, dass Ihr Rechner unter der IP-Adresse xx.xxx.xxx.x erfasst wurde. Der Inhalt Ihres Rechner wird als Beweismittel sichergestellt und es wird ein Ermittlungsverfahren gegen Sie eingleitet.“
heißt es in den Schreiben allen Ernstes.
An Dreistigkeit sind diese Zeilen freilich kaum zu überbieten. Denn bei genauerem Blick entpuppen sie sich als heiße Luft:
- Ob man eine Rechnung bezahlen muss, ist eine rein zivilrechtliche Frage und würde im Zweifelsfall von einem Zivilgericht geklärt. Eine strafrechtliche Anzeige – wegen was überhaupt? – hätte in diesem Zusammenhang überhaupt keinen Sinn und ist völliger Unfug.
- Es ist völlig egal, welche IP-Adresse die Firma gespeichert hat. Nach wenigen Tagen, bzw. Wochen kann diese IP-Adresse niemandem mehr zugeordnet werden, da die Internetprovider dies nicht mehr gespeichert haben.
- Es ist äußerst fraglich, ob eine Ermittlungsbehörde überhaupt gegen Opfer der United Payball Limited ermitteln würde. Die Firma und ihre Masche sind seit Jahren bekannt. Auch die Verbraucherzentrale Hamburg hat das Unternehmen in seine schwarzen Liste der Abofallen aufgenommen.
- Ob und wann ein Rechner „sichergestellt“ wird, entscheidet garantiert nicht die United Payball Limited, sondern ausschließlich die Ermittlungsbehörden. Und auch denen ist die Masche der Firma seit vielen Jahren bekannt.
- Minderjährige, die sich auf den Seiten der United Payball Limited eintragen, müssen nur dann bezahlen, wenn die Eltern dem zustimmen.
Empfänger derartiger Inkasso-Mails sind gut beraten, diese keinesfalls ernst zu nehmen. So wie auch die Verbraucherzentrale Hamburg Opfern von Kostenfallen im Internet rät:
„Zahlen Sie nicht!
Bleiben Sie stur!
Lassen Sie sich von Inkasso- und Anwaltsbriefen unter Druck setzen!“
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