„Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung“ durch Kroner & Kollegen ist Betrug
„Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung – Filesharing“: Mails mit diesem Betreff einer angeblichen Kanzlei Dr. Kroner und Kollegen dürften am Wochenende viele Internetnutzer erschreckt haben. Zu Unrecht: Die angeblichen Abmahnungen sind nur ein Betrugsversuch.
Die Mails, die seit zwei Tagen massenhaft verschickt werden, stammen von einer angeblichen Münchner Rechtsanwaltskanzlei namens Dr. Kroner & Kollegen, kommen über den Absender [email protected], und tragen die Betreffzeile „Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung – Filesharing“. In dem Schreiben wird behauptet, man habe über den Filehoster Megaupload urheberrechtlich geschützte „Filmwerke, TV-Serien und Musikdateien“ heruntergeladen. Dafür solle man im Rahmen eines Vergleichs 149,95 Euro an eine Volksbank Slovensko zahlen. Wer sich auf der Vergleich nicht einlässt, so „Dr. Kroner & Kollegen“ weiter, müsse einen weitaus höheren Betrag zahlen.
Den kriminellen Absendern sind Fehler unterlaufen
Was auf den ersten Blick wie eine echte Abmahnung erscheint, dürfte in Wirklichkeit ein dreister Betrugsversuch sein. Denn gerade in den wichtigen juristischen Details sind den kriminellen Absendern etlicher Fehler unterlaufen.
Die Kanzlei Kroner & Kollegen gibt es nicht
So wird in der Mail nicht konkret benannt, um welche Lieder oder Filme es gehen soll, die da angeblich heruntergeladen wurden. Dann wird der Filehoster Megaupload fälschlicherweise als Peer-to-Peer-Netzwerk (letzteres Wort auch noch falsch geschrieben) bezeichnet. Es wird nicht einmal eine Unterlassungserklärung gefordert. Und: „Die Bankverbindung für die Zahlung der Vergleichssumme weist auf ein slowakisches Kreditinstitut, die Internet-Domain ist in Österreich registriert, zuletzt wurde der Denic-Eintrag vor wenigen Tagen aktualisiert. Die Website selbst ist professionell gestaltet, weist jedoch Lücken auf: Einige Menüpunkte führen auf leere Seiten. Außerdem findet sich im Mitgliederverzeichnis der Rechtsanwaltskammer München kein Hinweis auf die Kanzlei“, fasst der E-Mail-Sicherheitsanbieter eleven weitere Punkte zusammen, die für einen Fake sprechen. „Ein Dr. Kroner ist laut unseren Recherchen bei der zuständigen Rechtsanwaltkammer in München nicht als Rechtsanwalt zugelassen! Auch die Rechtsanwaltkammer Berlin konnte bundesweit keinen Rechtsanwalt Dr Klaus Kroner in ihren Beständen finden“, bestätigte auch die Anwaltskanzlei v. Hohenhau auf ihren Seiten. Tatsächlich ist die Adresse www.kroner-kollegen.de laut Denic auf einen Mann namens Istvan Nagy in Wien registriert.
Alles spricht also dafür, dass es sich bei den Abmahnungen um einen Betrugsversuch handelt: Die Empfänger sollen dazu gebracht werden, Geld auf ein ausländisches Geld zu überweisen – für nichts.
So schützen Sie sich vor Abmahnungs-Betrug
Wer nicht auf betrügerische Abmahnungen hereinfallen will, sollte im Fall des Falles einige wichtige Punkte beachten:
1. Prüfen Sie beim Empfang einer Abmahnung immer, wie plausibel sie ist. Haben Sie tatsächlich einen Rechtsverstoß begangen, waren Sie oder Ihre Kinder in Tauschbörsen aktiv?
2. Googeln Sie. Prüfen Sie in Suchmaschinen, ob es den Absender der Abmahnung gibt, ob sich auch schon andere Betroffene gemeldet haben, ob es Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abmahnung gibt.
3. Nehmen Sie im Zweifelsfall Kontakt mit der Rechtsanwaltskammer auf, in deren Bezirk der Abmahner seinen Sitz hat.
4. Überweisen Sie niemals ungeprüft und vorschnell Geld auf ausländische Konten.
5. Nehmen Sie bei fragwürdigen Schreiben Kontakt mit Ihrer örtlichen Verbraucherzentrale oder einem Rechtsanwalt Ihres Vertrauens auf.