Live-Tracking bei WhatsApp: Darf ich Kinder und Freunde orten?

Freunde oder Kinder orten per WhatsApp – ist das erlaubt? Bild: Studio Porto Sabbia/fotolia.com

WhatsApp kann bald Tracking: Der Messenger erhält möglicherweise eine Ortungsfunktion, über die man live den Standort seiner Freunde – oder Kinder – überwachen kann. Aber ist das überhaupt erlaubt? Ein Anwalt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Neues Live-Tracking per WhatsApp: Nutzer können möglicherweise bald in Echtzeit orten, wo sich ihre Freunde gerade aufhalten. In einer neuen Beta-Version des Messenger-Dienstes haben Experten nämlich ein Tracking-Feature entdeckt. Mitgliedern eines Gruppenchats ist es damit möglich, die aktuellen Standorte der anderen Mitglieder in Echtzeit nachzuvollziehen.

Ob dieses Beta-Feature tatsächlich bald allen WhatsApp-Nutzern zur Verfügung gestellt wird, ist noch nicht bekannt. Jede Menge Fragen wirft eine solche Ortungsfunktion trotzdem bereits auf: Darf ich Freunde wirklich über WhatsApp orten? Kann ich über dieses Tracking pürfen, wo meine Kinder gerade sind? Wie ist die Funktion des WhatsApp-Trackings genau? Und was sagen Datenschutz und Gesetze dazu?   

Der Kölner Rechtsanwalt Christian Solmecke hat sich mit der neuen Tracking-Funktion bei WhatsApp beschäftigt und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Muss ich damit rechnen, dass ich künftig ohne Zutun über Whatsapp zu orten bin?
 
Nein. WhatsApp hat  – anders als bei früheren Funktion – die Tracking-Funktion zunächst einmal ausgeschaltet. Das bedeutet, dass sie von den Nutzern aktiv eingeschaltet werden muss, damit die Ortung funktioniert. Ohne eine entsprechende Aktivierung passiert hier also nichts. 

Darf ich Bewegungsprofile von meinen Freunden erstellen?
 
„Nur, weil mir meine Freunde die Ortung gestatten, heißt das nicht, dass damit auch die Erlaubnis zur Erstellung von Bewegungsprofilen erteilt wird“, betont der Jurist. Wer seine Freunde täglich beobachte und entsprechende Aufzeichnungen erstellt, verhalte sich unrechtmäßig. „Das Anschalten der Tracking-Funktion bedeutet nicht, dass gleichzeitig auch das Anlegen von Bewegungsprofilen gestattet wäre.“

Dürfen Eltern ihre Kinder heimlich über WhatsApp orten?
 
Auch die Eltern sind nicht berechtigt, eine Ortung ohne Einverständnis ihrer Kinder freizuschalten, meint Solmecke. „Das mag bei sehr jungen Kindern noch möglich sein, ab einer gewissen Altersgrenze (etwa 14 Jahre) dürfen Kinder mitbestimmen, ob sie geortet werden wollen oder nicht.“
 
Darf ich künftig meine Mitarbeiter über diese Funktion orten?
 
„Arbeitsrechtlich ist das Orten der Mitarbeiter nur erlaubt, wenn diese damit ausdrücklich einverstanden sind und es einen nachvollziehbaren Grund für die Ortung gibt“, so der Anwalt. Ein Beispiel: „In der Logistikbranche kann es das Bedürfnis geben, den Standort der vorhandenen Fahrzeuge auf diese Weise zu überprüfen.“ Eine schriftliche Vereinbarung mit den Mitarbeitern könne dann zu einer legalen Ortung führen.
 
Dürfen Kinder die neue Tracking-Funktion selbst freischalten?
 
Nein, die Funktion ist so weitreichend, dass Jugendliche das Einverständnis ihrer Eltern benötigen, um das Live-Tracking zu aktivieren. Letztlich verzichten die Nutzer damit auf einen Teil ihrer Persönlichkeitsrechte. Das Ausmaß dieses Verzichts können gerade junge Menschen kaum einschätzen.
 
Muss WhatsApp das Alter der Nutzer überprüfen, bevor die Funktion freigeschaltet wird?
 
Generell ist WhatsApp ohnehin nur für Menschen ab 16 Jahren nutzbar. Das regeln die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Auch jüngere Menschen nutzen den Dienst. Falls WhatsApp nicht überprüft, wie alt der Nutzer ist, darf die Funktion der Standortermittlung meiner Meinung nach nicht freigeschaltet werden.
 
Was macht WhatsApp mit den Daten?
 
Wie auch bei weiteren Funktionen des Dienstes bleibt die Frage, inwiefern WhatsApp die Daten über den Standort speichert. Hierzu gibt es bislang noch keinerlei Informationen. „Ohne ein ausdrückliches Einverständnis und einen deutlichen Hinweis zur Speicherung, dürfte das Mitzeichnen des Standorts allerdings illegal sein“, so der Anwalt.

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