Cybermobbing: Was Opfer und Eltern tun können
Cybermobbing-Opfer sind oft in einer furchtbaren Lage. Sie können niemandem vertrauen, schämen sich. Sie wissen nicht, wem sie sich anvertrauen können – und wer die Mobber sind. Was tun als Opfer von Cybermobbing? Computerbetrug.de zeigt zum Safer Internet Day 2017, wie man auf hinterhältige Attacken im Netz richtig reagiert.
Cybermobbing ist ähnlich wie Cyber-Stalking ein kriminelles Phänomen, das den Ruf eines Menschen aufs Übelste beschädigen kann. Vor allem Schülerinnen und Schüler werden nicht selten Opfer dieser Art von Attacken. Verleumdungen im Netz, wüste Beschimpfungen oder Beleidigungen, anonym verbreitete Gerüchte und üble Behauptungen bei WhatsApp, Snapchat und Facebook, heimlich gepostete Bilder oder Videos setzen die Opfer massiv unter psychischen Druck.
Was tun als Opfer von Cybermobbing? Wie oft kommen solche Attacken vor? Und wer kann helfen? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten in Kurzform.
Wie oft kommt Cybermobbing vor?
In der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen gab im Jahr 2016 mehr als jeder Dritte (34 Prozent) an, dass in seinem Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy gemobbt wurde. Mädchen sind dabei öfter (37 Prozent) Opfer als Jungen (31 Prozent). Und: Je älter die Jugendlichen sind, umso häufiger kennen sie entsprechende Cybermobbing-Fälle (14-15 Jahre: 30 Prozent, 16-17 Jahre: 39 Prozent).
Welche Formen von Cybermobbing gibt es?
Die Täter lassen sich die verschiedensten Formen von Schikanen einfallen, um ihr Opfer zu ärgern und bloß zu stellen:
- Verleumdung und Gerüchte: Häufig werden von den Tätern völlig haltlose Behauptungen über das Opfer verbreitet. Ein beliebter Weg ist WhatsApp, bei Schülern und Jugendlichen sind geschlossene WhatsApp-Gruppen die Plattform, auf der die üblen Behauptungen gestreut werden.
- Bloßstellung: Mal sind es Dinge, die dass Opfer eigentlicxh im Vertrauen erzählt hatte, mal unschöne Fotos oder peinliche Videos – Bloßstellung ist ein beliebtes Mittel des Cybermobbings.
- Identitätsdiebstahl: Dabei werden unter dem Namen der Opfer Nachrichten gepostet oder Bilder veröffentlicht, Profile angelegt oder sogar Waren im Internet bestellt. Mehr zum Thema Identitätsdiebstahl lesen Sie hier.
- Ausschluss: Ganz perfide, ganz schwer nachzuweisen – eine beliebte Form des Cybermobbings ist es, das Opfer einfach von gemeinsamen Gruppen, Chats oder Treffen auszuschließen, es nicht darüber zu informieren, dann aber spät damit zu konfrontieren, dass es nicht dabei war.
Was sollten Opfer von Cybermobbing tun?
Wer von anderen gemobbt wird, sollte sich das auf keinen Fall gefallen lassen. Das klingt zunächst einmal sehr schwierig, ist es aber gar nicht. Und es ist auch wichtig, denn wer sich nicht gegen Cybermobbing wehrt, wird das Problem haben, dass die Täter immer weiter und weiter machen. Sie fühlen sich nämlich stark, wenn das Opfer einen schwachen Eindruck macht. Deshalb:
- Ignorieren funktioniert nicht. Wenn Sie beleidigende Mails oder WhatsApp-Nachrichten bekommen oder im Netz verleumdet und beschimpft werden: Informieren Sie – auch wenn es hart ist – Ihre Eltern oder andere Vertrauenspersonen, etwa Freunde oder Verwandte, denen Sie vertrauen. Berichten Sie, was gerade passiert. Das gibt Ihnen die nötige Rückendeckung – Sie wissen, jemand ist informiert und hilft Ihnen.
- Wenn Sie Schülerin oder Schüler sind: Informieren Sie umgehend Ihre Schule. Wenden Sie sich an Ihren Klassen- oder Vertrauenslehrer oder direkt an die Schulleitung. BErichtebn Sie auch dort, was passiert.
- Sicher Sie Beweismaterial. Speichern Sie die verbreiteten Bilder und beleidigende E-Mails und SMS.
- Wenden Sie sich in schwerwiegenden Fällen sofort an die Polizei und erstatten Sie Anzeige. Wenn Sie einen Verdacht havben, wer hinter dem Cybermobbing stecken könnte, sagen Sie es.
- Wenn von Ihnen unerlaubt Fotos oder Videos veröffentlicht wurden, fordern Sie die Plattformbetreiber auf, diese umgehend zu löschen. Auch so genannte Fake-Profile (die andere im Namen von Ihnen erstellt haben) sollten Sie umgehend löschen lassen.
Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind Opfer von Cybermobbing ist?
„Die Opfer reagieren wie andere Mobbingopfer auch: häufig verängstigt, manchmal depressiv. Sie wollen nicht in die Schule gehen, zeigen psychosomatische Beschwerden“, sagte Heinz Thiery, Leiter der virtuellen Beratungsstelle bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke), in einem Interview mit der Welt.
Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind Opfer von Cybermobbing ist?
- Beistehen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Vorgänge. Machen Sie klar, dass Sie hinter ihrem Sohn oder Ihrer Tochter stehen, ihm/ihr vertrauen.
- Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen: Sollen Sie die Schule/den Arbeitsplatz des Cybermobbers kontaktieren? Oder den Täter selbst und direkt? Möchte Ihr Kind, dass Anzeige erstattet wird und die Polizei gegen den Cybermobber vorgeht? Sprechen Sie mit Ihrem KInd und klären Sie gemeinsam die nächsten Schritte ab. Wichtig: Tun Sie bitte nichts im Alleingang.
- Kein Handy- oder Internetverbot! „Internet und Handy spielen, auch wenn sie für Belästigungen missbraucht werden können, für die Betroffenen meist noch immer eine wichtige Rolle in der Freizeit und Schule“, heißt es beim Bündnis gegen Cybermobbing. „Wenn Kinder Opfer von Schikanen werden, ist eine Bestrafung nicht sinnvoll. Bleiben Sie weiterhin eine mögliche Ansprechperson für Ihr Kind und “vertreiben” Sie es nicht durch Ihr eigenes Verhalten.“
- Erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei. Bei Fällen von massiven Beleidigungen und Drohungen und groben Persönlichkeitsrechtsverletzungen ist eine Strafanzeige gegen den oder die Täter möglich.“Dabei ist es wichtig, dass Sie die Vorfälle zuvor so gut wie möglich dokumentiert haben und an die Polizei weitergegeben“, betont das Bundesfamilienministerium.
Wo gibt es weitere Informationen und Hilfe gegen Cybermobbing?