Dialer mit 0190 und 0900-Nummern haben rund sechs Jahre lang in Deutschland für Verunsicherung und hohe Telefonrechnungen gesorgt. Was sind Dialer? Bin ich durch einen DSL-Zugang vor teuren Dialern geschützt? Darüber informieren wir in diesem Kapitel.
Dialer, auch Einwählprogramme genannt, sind kleine Programme (exe-Dateien), die auf dem Rechner einen neuen Internetzugang einrichten. Nach dem Download und der Installation auf dem PC wählt sich der Dialer über das Modem oder die ISDN-Karte ins Internet ein.
Bei rechtskonformen Einwählprogrammen geschieht dies nach ausdrücklicher Bestätigung des Nutzers. Eine zu dieser Zeit bereits bestehende Internetverbindung wird in der Regel zuvor getrennt. Die Zugangsnummer, die der Dialer bei der neuen Einwahl benutzt, bestimmt die Höhe der anfallenden Kosten. Dialer funktionieren in aller Regel nur auf dem Betriebssystem Windows. Dies liegt an der marktbeherrschenden Position des Microsoft-Systems; offenbar lohnte es sich für Betreiber nie, Dialer auch für andere Betriebssysteme zu entwickeln.
Die Dialer-Technik macht prinzipiell durchaus Sinn. Nicht nur, dass für den Benutzer umständliche Installationen im DFÜ-Netzwerk entfallen. Gewöhnlich müssen sich Kunden extra anmelden, wenn sie einen kostenpflichtigen Webdienst nutzen wollten, sie müssen möglicherweise ihre Kreditkartennummer angeben, dem Diensteanbieter eine Einzugsermächtigung erteilen oder auf andere Art und Weise die Bezahlung regeln. Dialer ersparen dieses Prozedere. Sie legen den Zugang an und wählen sich über eine vorgegebene Nummer ins Internet ein, wobei der Anbieter über die zugeteilte Nummer die Höhe der anfallenden Kosten festlegt. Die letztendliche Abrechnung übernimmt der Netzbetreiber (z.B. Telekom), der die Sondergebühren über die normale Telefonrechnung einzieht. Für den User sind Dialer also eigentlich eine einfach Möglichkeit der Bezahlung. Denkbar (und bereits praktiziert) ist eine Abrechnung durch Dialer bei
Ein Computer kann auf unterschiedliche Weise eine Verbindung zum Internet herstellen, entweder über einen so genannten Wählzugang (analog/ISDN) oder über eine Breitbandverbindung wie DSL. Der Unterschied liegt dabei in der Art der Datenübertragung. Davon hängt letztlich auch ab, ob und wie sehr Sie von Kostenfallen im Internet gefährdet sind.
Bei Wählzugängen (“dial-up”) werden die Daten in hörbare Töne umgewandelt und dann über die Schnittstelle Modem über die Telefonleitung verschickt. Bei ISDN geschieht die Übertragung der Signale volldigital. Die Grundlage dafür, dass sich Wählverbindungen ins Internet einwählen können, ist das DFÜ-Netzwerk. Für jede einzelne Verbindung muss auf dem Rechner ein neuer Eintrag gemacht, eine so genannte DFÜ-Verbindung erstellt werden. Diese enthält alle notwendigen Informationen für die Einwahl in die Telefonleitung. Gleichzeitig muss natürlich auch ein Modem (bei analoger Einwahl), oder eine ISDN-Karte mit entsprechendem Treiber (NDIS oder CAPI-Port) installiert sein.
Bei der DSL-Technik werden die Daten zwar auch über die Telefonleitung versendet, allerdings in einem anderen (weitaus höheren) Frequenzbereich. Damit das funktioniert, müssen die Daten von einem so genannten PPPoE-Treiber auf dem Computer umgewandelt und dann über eine Ethernetkarte, ein DSL-Modem und einen Splitter (der die verschiedenen Frequenzen voneinander trennt) zur Vermittlungsstelle der Telekom gesendet werden. Dort steht wiederum ein Gegenstück zu DSL-Modem und Splitter. Kurz gesagt: Man kann den heimischen DSL-Zugang mit einem permanenten Anschluss an ein Netzwerk vergleichen. Eine Einwahl, womöglich über eine teure Mehrwertnummer, ist in diesem Netzwerk weder nötig, noch technisch vorgesehen.
Dialer können sich aufgrund des oben beschriebenen technischen Unterschiedes (Standleitungs-Prinzip) nur über Wählzugänge, jedoch nicht über DSL-Netzwerke einwählen. Oder kurz gesagt: Wer nur einen DSL-Zugang am PC hat, muss keine Angst vor Dialer-Einwahlen haben. Auch wer über das Fernsehkabel surft, muss aus obigen Gründen (keine “Einwahl”) keine Sorge von Dialer-Einwahlen haben. Vorsicht ist dagegen bei Internetzugängen via Satellit geboten. Hier ist in der Regel ein Rückkanal über ISDN oder Analogleitung nötig – der wiederum von Dialern für die Einwahl genutzt werden kann.
Oft wundern sich DSL-Nutzer, dass sie trotzdem eine teure Dialer-Einwahl auf ihrer Telefonrechnung finden. Dabei haben sie meist eines übersehen: Wenn Sie neben dem reinen DSL-Zugang eine zweite Verbindung an ihrem PC haben (etwa, weil sie von Ihrem PC aus Faxe verschicken) besteht ein Einfalltor für teure, unerwünschte Dialer-Verbindungen. Gleiches Risiko gilt für bestimmte Telefonanlagen.
Der massive Missbrauch von Dialern hat dazu geführt, dass für Einwählprogramme über die Nummern 0190 und 0900 eine Pflicht zur Registrierung bei der Bundesnetzagentur eingeführt wurde. Die Registrierung erfolgt, wenn der Betreiber schriftlich versichert, dass sein Dialer die Mindestanforderungen einhält und eine rechtswidrige Nutzung ausgeschlossen ist. Überprüft wird dies von der Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben allerdings nicht. Nicht registrierte oder die Mindestanforderungen nicht erfüllende Dialer dürfen nicht eingesetzt werden.
Zu den Mindestanforderungen für Dialer gehören:
Ergänzungende Mindestanforderungen seit 17. März 2005
Mit der Amtsblattverfügung 04/2005 verschärfte die Bundesnetzagentur die Mindestanforderungen für Dialer in Deutschland. Grund war nach Angaben der Behörde, dass die Anbieter von Dialern selbst die geringen Spielräume, die ihnen noch blieben, ausnützten, um Verbraucher in die Irre zu führen und über den hohen Preis der Dialer-Nutzung hinweg zu täuschen. Seitdem ist für alle neu registrierten Dialer verpflichtend:
Mit der Registrierung verpflichtet sich der Anbieter, dass er diese Mindestanforderungen bei seinen Programmen einhält. Eine Überprüfung durch die Bundesnetzagentur erfolgt aber nur in Form von Stichproben. Auch deshalb betont die Behörde, dass eine Registrierung kein “Gütesiegel” darstellt.
Zum Stichtag 21. Januar 2006 waren bei der Bundesnetzagentur 1.770.412 Dialer registriert (zum Vergleich: Am 21. Juli 2005 waren es 1.729.934 Dialer). Für 431.190 Dialer widerrief die Regulierungsbehörde die bereits erfolgte Registrierung rückwirkend, weil diese entgegen der schriftlichen Versicherung der Anbieter nicht den Vorgaben entsprachen. Im Jahr 2004 gingen bei der Regulierungsbehörde über 20.000 Anfragen und Beschwerden zum Thema Dialer ein, ähnlich hoch lag die Zahl 2005. Dagegen ging die Zahl der Beschwerden im Jahr 2006 drastisch zurück.
In den folgenden Jahren sank die Zahl der Mehrwertdienste-Dialer in Deutschland kontinuierlich. 2010 waren auf deutschen Webseiten praktische keine Dialer mehr als Abrechnungssystem im Einsatz.
Handy-Dialer funktionieren ähnlich wie 0900-Dialer im Internet. Sie werden dazu eingesetzt, Mobiltelefone teure Nummern anzurufen oder teure SMS verschicken zu lassen – unbemerkt vom Besitzer des Handys, der dann allerdings die hohe Rechnung bekommt. Wie Handy-Dialer funktionieren und wie man sich gegen sie schützt, lesen Sie in einem eigenen Kapitel.
Ab April 2005 stellten viele große Dialer-Betreiber ihre Angebote ein, bzw. auf andere Zahlungsmittel wie zum Beispiel Abonnements per Rechnung umgesattelt. Somit hatte die massenhaften Verbreitung von Dialern in Deutschland ihren Höhepunkt überschritten. Dies hatte vor allem mit der am 17. Juni 2005 erfolgten Verschärfung der Regelungen für Dialer zu tun. Diese machten es schwerer, mit Einwählprogrammen das schnelle Geld machen.
So mancher Abzocker aus Dialer-Zeiten macht freilich bis heute mit kriminellen Methoden das Internet unsicher. So mancher Dialer-Betrüger verdient heute sein Geld mit Abofallen im Internet, mit Spam oder mit Telefonbetrügereien.
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